Trakehner Körung 2012
Für die Fotos bedanken wir uns herzlich bei Jutta Bauernschmitt
Das Jahr 2012 markiert ein besonderes Jubiläumsjahr für die Trakehner Zucht in Deutschland – vor genau 50 Jahren fand zum ersten mal nach dem 2. Weltkrieg eine zentrale Körveranstaltung für die fast erloschene Zucht statt. Historische Aufnahmen zeigen eine fast leere Holsteinhalle, in der mit Saturn ein Siegerhengst gekört wurde, und bei dem Schabernack mit damals 13.000DM den Spitzenpreis einheimste. Neumünster war fortan einmal im Jahr Trakehner Pflaster, und hat in seiner Geschichte viel erlebt. Und NMS war auch Ort innovativer Neuerungen für den Standort Deutschland - die erste verpflichtende Einführung des Freispringens geht ebenso auf das Trakehner Konto wie auch das heute sehr positiv praktizierte Freilaufen nach holländischem Modell. In 50 Jahren sind in den Holstenhallen viele Hengste gekört worden, viele Karrieren starteten hier auch aus sportlicher Sicht hocherfolgreich, und ebenso viele Hoffnungen wurden dann später doch nicht erfüllt. So ist das in der Pferdewelt.
Wie immer gab es auch 2012 wieder viel Raum für wilde Spekulationen nach der Vorauswahl. Wir geben offen zu – ein Blick in den Katalog hat auch uns nicht gerade in Euphorie versetzt, nur ein echter Halbblüter, farblich wieder vornehmlich in der dunkeln Schattierung, und abstammungstechnisch auch mit wenigen Ausnahmen keine Offenbarungseide. Hinterher ist man bekanntlich immer schlauer – auch das nehmen wir 2012 für uns in Anspruch. Auf dem Pflaster gab es erst mal nicht so viel zu feiern, die Hengste liefen hinten oft sehr breit, gaben nicht immer das beste Seitenbild ab (zum Reiten braucht man stabile Rücken und gute Sattellagen!) und wenn auch generell die Korrektheit des Fundaments ok war, so sieht man doch immer wieder mal im Verhältnis zum Körper zu kleine Hufe. Mit dem Freispringen gabe es dann erste versöhnliche Runden, wenn wir auch immer wieder feststellen müssen, dass es schon deutlich bessere Jahre gab, diese aber mitunter eine Dekade in der Vergangenheit liegen. Unsere Kritik der letzten Jahre bleibt – die Trakehner Zucht ist viel zu klein, um sich in Dressur- und Springspezialisten aufzuteilen. Das ist keine Entwicklung, die wir toll finden!
Katalog Nr. 17 wurde schon im Vorfeld viel besprochen, vor allem wegen der etwas ungewöhnlichen Farbgebung. Donauruf ist ein Fuchs (kein Roan!) mit Stichelhaar, und das üppig am ganzen Körper verteilt. Er stammt wie schon sein Vater aus der Zucht von Veronika von Schöning in Dannau, einer der wohl erfolgreichsten Trakehner Züchterinnen unserer Zeit, denn ihre Stutenherde liefert beständig nicht nur hochdekoriertes Zuchtmaterial, sondern erfolgreiche Sportpferde bis international. Donauruf ist ein massiver Hengst von stattlicher Haltung, der sich als Modell hinstellt und einfach in seinen Bann zieht. Leider mit 170cm als 2j auch schon grenzwertig groß, dafür toll gezogen. Der Vater Herzruf trat vor einiger Zeit von der Bühne ab, gilt aber als einer der besten Sportvererber der Gesamtzucht und so darf man sich in den Zeiten von Modehypes und Junghengstwahn sehr freuen, dass ein echter Althengst noch mal einen Sieger stellen konnte. Die Mutter hatte im letzten Jahr schon den 2. Reservesieger Dürrenmatt im Auktionsring, der unlängst eine sehr gute HLP als Rittigkeitssieger beendete. Dennoch muss man am Model der 17 auch anmerken, dass beim Freilaufen hinsichtlich Beweglichkeit und Lastaufnahme der Hinterhand klare Fragezeichen blieben – da gab es in 2012 bessere. Hocherfreulich der Zuschlag ins Gestüt Wiesenhof, für 300TSD auch sehr gut bezahlt. Frau Hüttner kann man nur gratulieren, denn der Sporteinsatz des Hengstes scheint gesichert (Fie Skarsoe) und vielleicht geht hier endlich mal eine prominente Hengsthalterin konsequent den richtigen Weg und REITET bevor sie DECKT.

Donauruf v. E.H. Herzruf
Auch die nächste gekörte Katalognummer (22) stand im Prämienring und hatte eine große Schar an Fans, die in ihm den Sieger sahen. Guardian v. Imperio a.d. Gute Zeit v. E.H. Consul hatte 4 Generationen Höremer Väter im Pedigree und bestach durch enorme Eleganz, Leichtfüssigkeit und einen brillanten, athletischen Typ. Sicherlich das Trabpferd der Veranstaltung. Von Hubtertus Poll gezogen und ausgestellt, wechselte er auf der Auktion für 150TSD Euro in das Gestüt Gut Roest, Marion Essing, wird aber seine Grundausbildung erstmal auf seiner ersten Station, dem Söderhof der Familie Lehnhardt erfahren – sehr erfreulich! Und auch die folgende Nr. 23, Carlsberg, wurde gekört. Ebenfalls ein Sohn des Imperio, und aus klassischen Höremer Linien gezogen (Mutter Cornandia v. Nandino xx ist eine direkte Tochter der Consul-Mutter Cornau), überzeugte dieser Braune mit großer Bewegungsmechanik und erinnerte in Typ, Fundament und Gesamtrahmen sehr an seinen Erzeuger – inklusive der langen Hinterröhren.

Guardian v. Imperio
Auch Katalog Nr. 2 war etwas Besonderes – Avatar stammte aus einer Geschwisterpaarung und verbindet reine polnische Hochleistungslinien mit sehr viel (und gutem) Vollblut. Der massive, etwas derbe Hengst begeisterte restlos beim Freispringen und das positive Körurteil fand allerorts positive Resonanz – so setzt man die richtigen Zeichen! Auch die noch junge Geschichte des Hengstes ist bemerkenswert. Auf einer Kreuzfahrt auf der Ostsee mit Landgang in Pommern und Masuren sah die Reisegruppe um Zuchtleiter Lars Gehrmann den sehr sportlichen Hengst bei seiner Züchterin (Monika Machlowicz-Wojsiat) und beschloss spontan, als „Pferdefreunde Ostsee“ mit 17 Mitgliedern einzusteigen und den Hengst für Deutschland und den Körstandort NMS zu sichern. Als bester Springhengst ausgezeichnet, wurde er dann bei der Auktion für 37TSD Euro an zwei neue Besitzer zugeschlagen. Während man Joop van Uytert in Trakehner Kreisen ja gut kennt war der Einstieg von Paul Schockemöhle bei diesem Hengst doch eine kleine Sensation – einer der größten Trakehner Kritiker aller Zeiten hat wohl nach Gribaldi Blut geleckt. Bleibt zu hoffen, dass Avatar die Zucht dann auch würdig vertritt. Für unsere polnischen Züchterkollegen jedenfalls war es ein großer und verdienter Erfolg. Bitte mehr davon!

Avatar v. Ajbek
Einer der auffälligsten Hengste kam dann gegen Ende mit Nr. 46 in die Bahn – der sehr blutgeprägte Whizzkid v. Syriano aus einer Halbblutstute v. Uckermärker (Z. Johannes Mangold) sammelte viele Punkte für seine brillante Freilaufvorstellung, die von Leichtigkeit, sehr guter Mechanik und viel Bewegungsqualität gekennzeichnet war. Whizzkid ist sicherlich nicht jedermanns Sache, unsere aber schon, denn er war ganz klar deutlich positiv vom Vollblut geprägt und präsentierte sich als drahtiger, agiler Sportsmann bester Sorte. Der Hengst stammt ebenfalls aus einem Debütantenjahrgang, in diesem Falle dem Gribaldi – Schwadroneur Sohn Syriano, der seit 2008 im Osten stationiert ist. Noch wertvoller wird Whizzkid allerdings durch seine Mutter, die eine Enkelin des Helikon xx ist, und damit eine Halbschwester zum hocherfolgreichen Viersterne Buschpferd Seacookie TSF (William Fox-Pitt). Die Aussteller Joop van Uytert und Hans-Peter Kleinfeld freuten sich über 46TSD Euro Auktionserlös. Der Hengst beginnt seine Karriere im Rheinland.

Whizzkid v. Syriano
Mit Katalog Nr. 1, Amourano, wurde ein in jeder Hinsicht toller Halbblüter aus der Zucht der unvergessenen Kathrin Poll gekört und prämiert. Dieser Connery Sohn stammt aus einer VB Stute von Lagunas xx, die dem gleichen Stamm wie Mill Reef xx zuzuordnen ist. Die gleiche Stute brachte bereits in 2003 den teuersten Hengst der Körung, Blue Hors Armano – der ist bekanntlich aber in der Versenkung verschwunden. Für Amourano ist hoffentlich eine bessere Zukunft in Sicht – der sehr lockere, leichtfüssige und auch sprungbegabte Hengst wechselte für 50TSD Euro in den Stall von Wieger de Boer in Norderstedt, wo sich dank dem Enthusiasmus von Renate Weber mittlerweile eine kleine aber feine Armada an Trakehnern tummelt, allen voran der hocherfolgreiche ehemalige Siegerhengst Le Rouge.

Amourano v. E.H. Connery
Kommen wir zur Nr. 25, dem vorläufig nicht gekörten Paso Doble Go v. E.H. Insterburg TSF. Wie der Name vermuten lässt stammt der Braune aus der Zucht des Gestüts Gorlo in Melle und ebenso vorhersehbar war die mütterliche Abstammung über E.H. Maizauber aus dem Stamm des Pardon Go. Der Hengst wurde für seine Gesamtbedeutung gelobt, zur vollen Körung konnte es aber noch nicht reichen. Der Hengst soll nun seinen 30 Tage Test absolvieren und kann dann erneut vorgestellt werden. Und ja, es ist bereits viele Male angesprochen worden .... aber warum genau noch mal erwarten wir das nicht einfach von ALLEN Hengsten, die wir zur Körung sehen? Wirklich langfristig hat der Hengstmarkt im jetzigen Format keine Perspektive, denn uns gehen Sporteinkäufer verloren (schön bei den nicht gekörten Hengsten zu sehen), warum also nicht noch einmal den Vorreiter spielen und die Körung radikal umbauen. Vielleicht doch nur Wunschdenken unsererseits …
Mit Nr. 29 stand der erste gekörte Sohn unseres ehemaligen Siegerhengstes Iskander im Katalog, der aus einer hochinteressanten Mutter, sehr springbetont gezogen war. Sarabande hat den bei den Trakehnern gar nicht gekörten (aber anerkennungsfähigen) Habicht Sohn Germanicus Rex zum Vater, der seinerzeit unter Julius Paulicka erfolgreich im Busch unterwegs war. Mit dem folgenden Urgrossvater Turnus im Pedigree kommen hier sportlich bestens bewiesene Gene ins Spiel. Dementsprechend sprang dieser drahtig Fuchs aus der Zucht von Georg Pleister in Melle und dem Besitz von Burkhard Wahler vom Klosterhof Medingen auch sehr gut. Bewegungstechnisch in allen drei Grundgangarten gleichmäßig sehr gut konnte der Hengst als vielseitiges Sportpferd voll überzeugen. Er beginnt seine Karriere auf dem Klosterhof.

Sarkander v. Iskander
Eng verwandt war Nr. 32 Khancoban v. Le Rouge – E.H. Caprimond aus der Zucht von Ulrich Henke aus Lüchow. Der großrahmige Schimmel verkörperte besten Trakehner Typ mit Eleganz und Leichtfüssigkeit, hätte sicherlich hier und da noch etwas dynamischer auftreten können, wurde aber schlussendlich für 22TSD Euro ebenfalls an Renate Weber und damit in den Beritt von Wieger de Boer zugeschlagen.
Mit Nr. 38 folgte ein Hengst, der die Lager etwas spaltete. Der toll gezogene San Silviano v. E.H. Polarion a.d. Shakira v. E.H. Biotop – Königspark xx stammt aus der Zucht von Familie Heinen und punktete mit einem guten Freispringen, sehr opulenter Bewegungsdynamik und einem offensichtlich ausgeglichenen Interieur. Für einige Besucher war die fehlende Prämie unverständlich. Man muss aber auch konsternieren, dass der Hengst unnötig viele Taktfehler beim Freilaufen machte, kaum die Mechanik seiner Beine in einen schwingenden Rücken umsetzten konnte, und damit ist die fehlende Prämie auch wieder verständlich. Der Hengst wechselte über die Auktion für 130TSD Euro in das britische Dressurlager, was schon seinen Vater groß herausgebracht hat und wird vorerst im Hofgut Albführen zum Einsatz kommen. Und auch Nr. 39 wurde gekört. Marsaille war sicherlich ein Hengst für den zweiten Blick, etwas unscheinbar im ersten Eindruck, aber erledigte alles auf einem gleichbleibend hohen Qualitätsniveau. Auch er stammt aus dem ersten Jahrgang eines Junghengstes, in diesem Falle dem ehemaligen Reservesieger Prince Patmos. Gezogen in Dänemark bei Anders Dahl, zeigte das mütterliche Pedigree klassische dänische Elemente mit dem Gribaldi-Sohn Cosmir, direkt gefolgt vom großen Donauwind. Marsaille wurde für 22TSD Euro in die USA verauktioniert.
Nr. 40 war der Redecker Sohn Debussy, der ebenfalls einen Hengstdebütanten in NMS vertrat und aus einer E.H. Cadeau Mutter aus der Zucht von Gisela Gunia stammte. Der Hengst war am Sprung einer der besten, mit viel Vermögen und Übersicht ausgestattet und auch in der Galoppade beeindruckend. Debussy verfügt über viel Körper und Rahmen und ist im Typ auch eher als männlich-herb einzuschätzen, dürfte aber generell eine sportliche Bereicherung für die Trakehner Hengstriege sein. Er wechselte auf der Auktion für 27TSD Euro zu Hella Kuntz, die ihn erst einmal reiten wird.
Die Reitpferdeauktion lief in diesem Jahr sehr gut, und auch ohne den großen Preisausreißer lag das Niveau sehr solide hoch und hat durchweg alle erfreut. Endlich gewinnt diese sicherlich nicht günstig positionierte Reitpferdeauktion an Reputation, was im Übrigen nicht gerade unwesentlich von der Vermarktungsexpertin beim Verband, Alexa Bendtfeld getragen wird. Natürlich gibt es immer Kritiker, die Frau Bendtfeld vorwerfen keine eierlegende Wollmilchsau zu sein – wir können aber nur feststellen, dass das Niveau der Pferde kontinuierlich gestiegen ist, sich die Preise entsprechend entwickeln. Es schadet sicherlich auch nicht, wenn eine international erfolgreiche Reiterin die Verkaufspferde sichtet. Irgendwann begreifen eben selbst die Trakehner Züchter, dass man nur mit REITpferden langfristig eine Zucht am Leben halten kann. Die Kollektion in 2012 jedenfalls machte Freude und wir sagen mal – Mut zu mehr! Gleich das erste Pferde der Auktion, die bereits unter dem Sattel mehrfach hochdekorierte Reitpferdechampionesse Donauflamme (v. Rheinklang) aus der Zucht von Gisela Gunia wechselte für 105TS Euro in den Besitz von Hamburger Dressurfreunden. Ebenfalls hochpreisig verkauft wurde der imposante Wallach It’s my Turn v. E.H. Insterburg TSF aus der Zucht von Jutta Wassermann in Schwerte, der für 60TSD Euro nach Bayern wechselte sowie der Reithengst Nightflight (v. Elfado ), der für 57TSD Euro eins von 9 Pferden in neuem österreichischem Besitz wurde. Mit Dietrich Mateschitz saß in Neumünster prominenter Besuch auf den Rängen, der sich vor allem als Geschäftsmann mit der Marke Red Bull einen Namen gemacht hat und in diesem Jahr zum ersten Mal in NMS einkaufte – und das mit echtem Kennerblick und viel Erfolg. Eine echte Perle im Lot war Nr. 51 Gracia (v. K2), eine doppelt prämierte und sehr gut leistungsgeprüfte Stute aus der Zucht des Gestüts Neustadt/Dosse, die an diesem Wochenende so ziemlich jedes andere Pferd in NMS in Grund und Boden trabte. Die 162cm große, kleine Stute konnte wirklich begeistern. Das letzte Reitpferd im Katalog war Nr. 59, der Prämienhengst Halimey Go v. Askar AA (Z. Gestüt Gorlo, Melle), der sich bisher im Landgestüt Schwaiganger seine züchterischen Meriten verdiente und als Sportpferd vom Bundeschampionat Gelände bis zu Siegen in mehreren CIC*s in die Erfolgslisten eintragen konnte. Er fand als Buschspezialist schon im Vorfeld Fans in den USA, die den Hengst kurzfristig in Schwaiganger testeten, und auf der Auktion für 42TSD Euro erwerben konnten. Er wird in Zukunft vom Viersterne Reiter Michael Pollard (Pollar Eventing, Georgia) geritten und man darf gespannt sein, wohin die Karriere wohl geht.

Donauflamme v. Rheinklang
Ebenfalls erfreulich waren die Ergebnisse der Stutenauktion, was allerdings auch fast jedes Jahr zutrifft. Der beste Auktionsplatz für Zuchtstuten ist und bleibt in Deutschland Neumünster bei den Trakehnern, das geben wohl auch andere Züchter gerne zu. In diesem Jahr stellte ebenfalls ein altgedienter Vererber das preisliche Hightlight – E.H. Münchhausens Tochter Delia brachte mit 45TSD Euro ein Spitzenergebnis für den Züchter Karl-Heinz Paschen aus Österreich. Die Stute erinnerte in Habitus und Bewegungsqualität sehr an ihren Erzeuger und hatte viele Fans. Ein ganz anderes Modell in Rahmen, Langbeinigkeit und Elastizität war die zweitteuerste Stute Himperia v. Imperio aus dem direkten Mutterstamm von E.H. Hofrat und der Zucht des unvergessenen Michael Schiele, die für 36TSD Euro ihren Weg nach Österreich antrat.
Und bekanntlich kann man in NMS auch Fohlen kaufen, was Jahr für Jahr immer grenzwertig gut gelingt, weil ein paar wenige Preishighlights den Karren aus dem Dreck ziehen. Das gelang allerdings 2012 wirklich gar nicht mehr – die Fohlen präsentierten sich überwiegend sehr unter Wert (Jahreszeit!!) und die niedrigpreisige Rückkaufquote war einfach nur erschütternd. Warum hört dieser Quatsch nicht endlich einmal auf? Warum wird nicht Hannover weiter ausgebaut? Warum ersparen wir den Züchtern nicht diese Unkosten (und das Risiko) von Transport, Kosten, Auktionsstress und am Ende doch häufig bodenlose Enttäuschung? Man tut den Pferden keinen Gefallen, und konnte auch das wie immer viel zu volle Programm in NMS etwas auflockern. Man kann ja noch hoffen…
Hengst des Jahres 2011: E.H. Connery v. E.H. Buddenbrock, Züchter Familie Harder, Besitzer Hubertus Poll. Ein wahrhaft grandioser Vererber nicht nur in der Trakehner Zucht! 2012 brilliant von Dorothea Paar vorgestellt.

E.H. Connery v. E.H. Buddenbrock
Mit Axis TSF wurde 2012 ein Trakehner mit dem Titel Elitehengst ausgezeichnet, der es sich wirklich verdient hat. International bis Grand Prix hoch erfolgreich, wurde der Hengst beim Galaabend einmal mehr wunderschön von Terhi Stegars in Szene gesetzt. Der Rappe aus der Zucht von Ewald Hartmann, Lahnau und dem Besitz von Sian Posser-Reade aus UK kann mit Ballzauber, Hirtentanz, Sidney Bay und Berlusconi auch auf wirklich auffallend vielseitige Hengstsöhne verweisen und hat sich ganz klar als sportliches wie auch züchterisches Aushängeschild der Trakehner hervorgetan. Unsere Blutseele freut natürlich auch die Tatsache, dass hier einmal mehr der Stempelhengst Sixtus vom Gestüt Hörstein mit seiner Hengstlinie im Vordergrund steht. Wie der Zufall es wollte standen wir nur 2 Tage nach NMS in Hörstein in der Halle und konnten einmal mehr diesen Sixtus im Freilaufen bewundern ... Fazit: lasst decken, Leute!!

E.H. Axis v. E.H. Sixtus
Die Gala spiegelte wie immer viel Historisches wieder; besonders in diesem Jahr auch verständlich. Einige der schönsten Schaubilder der letzten Jahre wurden noch einmal zusammengestellt, allen voran der immer geniale Landbeschäler Hurricane mit seinem Dompteur August Schulte Quatercamp. Und in diesem Jahr dabei – Helen Langehanenberg, die sich mutig auf den Koloss schwang und die beste Kür ihres Lebens ritt! Überhaupt Hut ab, liebe Helen. Sie machte aus dem Wochenende eine Vielfliegernummer, denn zeitgleich mit ihrem Start im TSF Dressurchampinat in den Holstenhallen ritt sie auch in Odense in Dänemark. Den Sieg im Championat mit ihrer Cote d’Azur (v. E.H. Cadeau – Patricius xx, Z.+B.: Margit Eisner) ließ sie sich dennoch nicht nehmen. Und bei der Gala gab es auch ein Wiedersehen mit E.H. Hofrat, neuerdings unter dem Sattel von Theo Hanson und stationiert wo schon sein Vater zu Ruhm und Ehre kam, bei Joop van Uytert. Der Hengst wurde auf sehr hohem Niveau und in sicherlich so noch nicht gesehener Beständigkeit und Form in einer Kür auf Grand Prix Niveau gezeigt, modisch-holländisch eng, aber dennoch augenscheinlich zufrieden und besser denn je.

E.H. Hofrat v. E.H. Gribaldi
Was bleibt bei uns als Fazit? Es lief deutlich besser als befürchtet, der Trakehner Verband ist bei weitem nicht so tot wie gerne orakelt. Deutlich weniger Hengste gekört (es hätten auch noch weniger sein können) – das hat den Markt nicht verschlechtert, im Gegenteil. Eine sehr gute Jahrgangsspitze, und leider auch ein Lot an nicht gekörten Hengsten, die nur noch wenige Sportreiter begeistern können und einfach nur unbefriedigend verkauft wurden. Hier besteht ganz klar Handlungsbedarf. Die Vorselektion der Hengste im Sommer basiert ja auch immer auf Auktionschancen der Pferde, und da liegt die Kommission schon Jahre irgendwie neben der Spur. Die Reitpferdeauktion zeigt doch, dass Sportler gesucht sind und auch bezahlt werden. Mehr Mut!! Wenn die Hengstriege insgesamt mal weniger schwarz und schön, aber dafür vielleicht mal athletischer wird (ja, dazu gehört auch in guter Sprung) kann man sicherlich auch wieder mehr Reiter motivieren, in NMS Nachwuchscracks zu suchen und zu finden. So jedenfalls kommt die Sache nicht in Gang.
Die Stutenselektion ist immer gut, daran gibt es nichts zu rütteln. Insgesamt hatte der Hengstmarkt in 2012 weniger Pferde im Angebot und das hat sich rundum positiv auf die Preisgestaltung und auch auf die Laune der Zuschauer ausgewirkt. Damit kann man sich auf 2013 freuen und den Züchtern und Ausstellern nur herzlich gratulieren, sowie den neuen Besitzern viel Glück, Erfolg und Freude mit ihren Trakehnern wünschen.
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